Wilhelm Bernard Süthold
Name: | Süthold |
Vorname(n): | Wilhelm Bernard |
geboren am: | 17.02.1884 |
in: | Raesfeld |
gestorben: | 09.04.1920 |
in: | Coesfeld |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Wehrmann |
Beruf: | Fabrikarbeiter |
Eltern: | Bernard Süthold und Christina geb. Schulte-Terhart |
Brüder: | Alois, Hermann und Josef Süthold |
Coesfeld, am 05. Mai 1920
Das Reserve-Lazarett Coesfeld hat angezeigt, dass der Wehrmann, Fabrikarbeiter, Wilhelm Süthold, 36 Jahre alt, katholischer Religion, wohnhaft zu Raesfeld, Kirchspiel 97, ledig, zu Coesfeld im Reservelazarett am 09. April 1920 nachmittags um 05:00 Uhr verstorben sei.
- Der Standesbeamte -
Feldpost:
18.03.1915: "Wir hatten in Hamburg ein sehr gutes Quartier, fast gar keinen Dienst und alles, was man wünschen konnte. Ebbert und ich lagen dort zusammen und doch sind wir froh, dass wir wieder fort sind. Wir bekamen ein Essen, was wir oft selber nicht kannten. Jeden Mittag nach dem Essen bekamen wir Wein und Zigarren, soviel wir nur rauchen wollten und keine unter 25 Pfennige. Der Mann und die ganze Familie waren Weltmenschen. Wir aßen immer mit der Herrschaft. Abends ging er mit uns in die feinsten Hotels von Hamburg. Da haben wir aber Augen gemacht. Er war ein Getreidehändler. Nachher konnten wir mit dem Fahrstuhl zu unserem Schlafzimmer fahren. Er sagte, der Krieg könne jetzt ruhig alle sein, er hätte aber schon seine 100.000 Mark verdient.
Jetzt liegen wir in Altona mit 1650 Mann in einem großen Warenhaus. Wir müssen 104 Treppen steigen, bis wir oben sind. Nachts ist es sehr kalt. Ich habe mich mit dem Mantel zugedeckt. Alles hat sich erkältet."
21.03.1915: "Bin jetzt zum Viehverladen kommandiert. Gestern, auf Sonntag, habe ich den ganzen Tag ausladen müssen und übermorgen gehe ich mit dem Viehtransport nach Belgien. Ich bin also die Ostertage in Feindesland."
31.03.1915: "Ich bin jetzt im Begriffe eine Osterreise in Feindesland zu unternehmen. Will mal sehen, ob ich Bruder Hermann nicht besuchen kann. Wir müssen 600 Stück Vieh zur Etappe der 2. Armee bringen. Das Verladen ist oft haarsträubend. Fast jeden Tag bricht sich ein Tier die Knochen. Oft sind ganz verwegene Bullen dabei."
02.04.1915: Aus Duisburg viele Grüße. 02:00 Uhr fahren wir mit dem Schnellzug wieder nach Altona zurück und sind um 11:00 Uhr dort. Mein Kamerad ist schon krank, und ich habe viel Arbeit mit ihm. Wenn ich ihn nur glücklich überbringe.
08.04.1915: "Wir sind mit sechs Kompanien nach Parchim in Mecklenburg gekommen. Hier ist ein großes Gefangenenlager. Das ist ein ganz altertümliches Städtchen, meist Strohdächer. Ebbert und Schöter aus Westenborken sind bei mir im Quartier."
Zur Bewachung der Gefangenen blieb Wilhelm Süthold in Mecklenburg bis 1917, ging dann an die Westfront und wurde schon nach etwa vierzehn Tagen bei einem Angriff selbst gefangen genommen. Jetzt musste er als "Prisonnier" durch die französischen Gefangenenläger gehen. Seine von großer Heimatsehnsucht zeugenden Briefe, die leider verloren gingen, waren von der Zensur immer stark gestrichen. Im französischen Lagerleben zog er sich einen schweren Herzfehler zu, so dass endlich im Februar 1920 der französische Staat kein Interesse mehr an dem kranken deutschen Soldaten hatte und ihn mit einem Krankentransport nach Deutschland schickte.
Heinrich Süthold holte den schwer kranken Bruder in Rastatt ab. Er erzählt: "Als der Zug ankam, lag Wilhelm zu Bett und man gab mir für die Nacht ein Bett neben ihm. Für die Reise, die wir am folgenden Tag antraten, hatte ich starke Befürchtungen, da sein Zustand mir sehr bedenklich erschien. Die Heimatfreude wirkte jedoch Wunder, und wir kamen glücklich in Raesfeld an. Im Dorf wollte er nicht bleiben, es trieb ihn zurück ins Elternhaus, wo er überglücklich alle, besonders den alten Vater, begrüßte. Ganz besondere Freude hatte er, als er nach so langer Zeit seine Kammer betrat.
Schon nach einigen Tagen aber erfolgte der Rückschlag. Wir brachten ihn nach Coesfeld ins Lazarett. Vierzehn Tage nachher wurde er von seinem Leiden erlöst. Der alte Vater sah auch noch den vierten Sohn dahinscheiden.
Im zweiten Jahr nach dem Kriege sind da aber in Frankreich noch Menschen gewesen, die die Dividende einsteckten.