Heinrich Droste
Name: | Droste |
Vorname(n): | Heinrich |
geboren am: | 22.06.1888 |
in: | Raesfeld |
gestorben: | 10.12.1914 |
in: | Bytomska (Polen) |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Reservist |
Beruf: | Landwirt |
Eltern: | Johann Droste und Anna geb. Suer |
Der Königlich Preußische Minister des Innern:
"Der Reservist Heinrich Droste, geb. am 22.06.1888 zu Raesfeld, katholisch, wohnhaft zu Raesfeld, Landwirt, ist am 10.12.1914 bei Bytomska gefallen."
Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 219, 6. Kompanie.
Feldpost:
Mülheim-Ruhr, Infanterie-Regiment 159, den 03.08.1914: "Wir Raesfelder, die gestern eingezogen sind, liegen in der Turnhalle und bleiben noch einige Tage in Zivil. Die etwas gedrückte Stimmung ist hier bald wieder vergessen. Wo so 400 Mann in einem Raum im Stroh hocken, da herrscht so allerhand Humor. Wer die meisten Neuigkeiten aus der Luft schnappen kann, das ist der beste Mann. Besondere Heldentaten kann ich also noch nicht berichten."
21.09.1914: "Das Paket wird hier in Mülheim noch wohl alle werden, denn ich hatte mich bei den Raesfeldern schon in Schuld gegessen. Bis jetzt ist es ja hier so, als wenn man aktiv dient. Wenn wir ausrücken, werde ich schreiben. Dann wird Mutter ja wohl noch ein "Vater unser" mehr beten, damit, wenn es Gott so bestimmt hat, dass ich mein Leben lassen muss, ich droben einen gnädigen Richter finden möge."
Heuberg, den 28.09.1914: "Solange wir hier auf dem Heuberg sind, haben wir noch keine Not. Wir liegen 730 m über dem Meeresspiegel."
Frankreich, den 23.10.1914: "Wir sind zwar in der Nähe des Feindes, aber wann wir mit ihm zusammen kommen werden, ist noch nicht bekannt. In einem Dorfe brennen noch mehrere Häuser, die über Nacht von den Franzosen beschossen wurden. In einem anderen Dorf konnte man an den Mauerresten nur soeben abzählen, wie viele Häuser es gewesen waren. Obschon wir hier keinen Pfarrer haben, wird abends eine richtige westfälische Andacht gehalten."
12.11.1914: Vorgestern mussten wir ausziehen und kamen nach "Puksjö". Nun mussten wieder Quartiere gesucht werden. Unsere Korporalschaft fand nun einen Schweinestall, in dem auch noch ein Backofen war. Dieser Stall ist für uns heute der schönste Salon. Alle Öffnungen sind mit Stroh verstopft. Wenn wir es nun wieder einigermaßen in Ordnung haben, werden wir wohl wieder wandern müssen. So war es in "Scherè" auch. Heute Nachmittag raschelten in der Linie die Kanonenschüsse, als wenn der Hagel auf das Dach fällt. Die Namen der Dörfer werden anders geschrieben, aber so, wie sie da stehen, gesprochen."
24.11.1914: "Sind heute aus dem Schützengraben ausgerückt und wieder in dem Dorf, wo wir erst waren. Unsere Kompanie hatte nur zwei Verwundete, dagegen hatte die 8. vier Tote und 14 Verwundete. Das Gewehrfeuer hat uns wenig erschreckt, dagegen bei den Granaten trifft das Lied: "Wir fürchten nicht den Donner der Kanonen" nicht zu. Bei einem Schuss, der dicht neben dem Graben einschlug, wurden mein Nebenmann und ich total von den zusammenfallenden Erdmassen verschüttet. So ist nun die erste Feuertaufe ohne Schaden an mir vorübergegangen. Wie verlautet, sollen wir anderswo eingesetzt werden. Wenn es Gott dann beschlossen hat, ich einen kleinen oder großen "Bibs" abkriege, oder er sonst das Leben fordert, er weiß ja, was das Beste ist, dann kann ich mit den anderen tapferen Raesfeldern droben Weihnachten feiern."
+ 10.12.1914
Heinrich Euting erzählt: "Am 26.11.1914 wurden wir vor Verdun aus der Ruhestellung nach Russland abberufen, um "den Österreichern" zu helfen, wie man uns sagte. Nach zweitägiger Bahnfahrt kamen wir in Krakau an und nach viertägigem Marsch durch Regen, Schnee und über glatte Straßen wurden wir gegen die Russen in offener Feldstellung eingesetzt bei "Lakta-Dolna" (vor den Karpaten).
05.12.-08.12.: Am 08.12. kommt Heinrich Droste gegen 04:00 Uhr nachmittags vor dem Gefecht zu mir und sagt: "Heinrich, ich will mich von Dir verabschieden. Lebend werden wir uns nicht mehr sehen. Teile nachher meinen Eltern mit, was mir geschehen ist." Bei diesen Worten ist sein Gesicht totenbleich gewesen. Im gleichen Augenblick wurde die Kompanie auseinander gerissen, und wir haben uns tatsächlich nicht mehr lebend gesehen. Der Zug, bei dem er war, geriet in Maschinengewehrfeuer. Am 12.12. suchten wir das Schlachtfeld ab und fanden ihn auch. Er hatte einen Oberschenkelschuss, der an und für sich nicht tödlich war. Jedoch deuteten alle Anzeichen darauf hin, dass die Russen ihn, als er schon verwundet gewesen ist, mit dem Gewehrkolben erschlagen hatten (Schädelverletzung). Die Taschen waren ausgeraubt und die Füße abgeschlagen. Nur an dem Soldbuch konnten wir ihn erkennen."
Gehörte Heinrich Droste zu den "Blassen im Heideland", die im zweiten Gesicht ihr Schicksal voraussehen?