Josef Stenkamp
Name: | Stenkamp |
Vorname(n): | Josef |
geboren am: | 20.09.1872 |
in: | Raesfeld |
gestorben: | 27.11.1916 |
in: | Minden Westf. |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Gefreiter |
Beruf: | Fabrikmeister |
Familie: | verheiratet mit Christine geb. Brockmann, 8 Kinder |
Eltern: | Johann Wilhelm Stenkamp und Maria geb. Tekampe |
"Es wird hiermit zur Anzeige gebracht, dass am 27.11.1916 nachmittags um 10:15 Uhr Josef Wilhelm Stenkamp, katholischer Religion, 44 Jahre und zwei Monate alt, Gefreiter der 2. Kompanie des 9. Infanterie-Landsturms des Infanterie-Ersatzbataillons VII. Armee-Korps Minden, vor der Einstellung Fabrikmeister, geboren zu Raesfeld, verheiratet mit Christine Brockmann, in dem Reserve-Lazarett zu Minden i.W. verstorben ist.
Die Witwe des Verstorbenen schreibt: "Mein seliger Mann hatte aktiv bei der Marine gedient. Er wurde 43-jährig zur Infanterie eingezogen und musste die Gefangenen in der Mindener Heide bewachen. Von September 1915 bis November 1916 hat er dort seinen Dienst versehen, obschon es ihm sehr schwer wurde, mich mit acht Kindern allein zu lassen. Der Jüngste ist noch geboren, als er schon eingezogen war. Täglich erwartete er einen Brief von mir, worin ich ihm über alles im Hause, besonders aber über die Kinder, berichten musste. Anfang November erkrankte er schwer an Gelenkrheumatismus. Mein lieber Mann hat mir in der Krankheit immer selbst geschrieben. In seinem letzten Brief schrieb er mir auf meine Anfrage, ob ich ihn besuchen solle, ich möchte doch nicht kommen, ich könne ja an der Schrift sehen, dass es viel besser wäre. Am folgenden Tag aber bekamen wir vom Arzt eine Depesche, dass es sehr bedenklich wäre.
Mein Sohn und ich sind gleich hingereist, haben ihn aber nicht mehr lebend angetroffen. Was das für ein Schlag für uns alle war, können Sie sich denken. Die Leiche haben wir überführen lassen und so ruht er jetzt schon 19 Jahre hier auf dem Friedhof. Wie durch ein Wunder hatte die Leiche auf dem weiten Transport nichts gelitten, so dass ich, als ich mit meinen Kindern weinend den Sarg umstand, unwillkürlich sagte: "Er sieht so aus, als wenn er noch lebe."
Der Unteroffizier Krefft schrieb:
Minden, den 02. September 1916: … "Ich weiß zwar nicht, ob er Ihnen von mir erzählt hat, ich versichere aber, dass ich in Ihrem Mann nicht nur einen der besten und liebsten Kameraden, sondern auch einen treuen Mitarbeiter verloren habe. Er war ein Muster von Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue und hat es nicht nur verstanden, sich die Achtung und Liebe seiner Vorgesetzten und Kameraden zu erwerben, sondern er war auch bei den Gefangenen äußerst beliebt. Wenn es möglich gewesen wäre, so hätten sie ihm sämtlich die letzte Ehre erwiesen. Die Gefangenen seiner Kompanie hatten sich mit der Bitte an mich gewandt, ihnen die Erlaubnis zu geben, sich an dem Leichenbegräbnis in Minden beteiligen zu dürfen. Leider konnte ich diese Erlaubnis aber aus militärischen Gründen nicht geben.
Am Freitag voriger Woche ging es ihm anscheinend bedeutend besser, er war guter Laune und freute sich sehr über meinen Besuch. Am Dienstag wollte ich ihn dann wieder besuchen, erhielt aber einen plötzlichen Befehl, sofort auch vier Tage nach Hannover zu reisen. Dort erhielt ich eine Karte von einem Kameraden aus dem Lazarett, dass Ihr Mann plötzlich mehr krank sei. Sofort fuhr ich hin, aber, Gott sei es geklagt, ich kam zu spät. Ich meinte, der Schlag sollte mich treffen, als ich den Saal betrat und einen fremden Menschen in seinem Bett antraf. Tränenden Auges fand ich meinen lieben Stenkamp im Leichenhause. Ich hätte an der Leiche meines Bruders nicht erschütterter sein können. Möge ihm die Erde leicht werden!"