Anton Kock
Name: | Kock |
Vorname(n): | Anton |
geboren: | 05.07.1896 |
in: | Raesfeld |
gestorben: | 04.11.1918 |
in: | bei Gent, Belgien |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Musketier |
Beruf: | Weber |
Eltern: | Johann Kock und Christine geb. Stegerhoff |
Personalien: Musketier Anton Kock, katholisch, geboren in Raesfeld am 05.078.1896, Weber, ledig, Vater Johann Kock, Weber, Mutter Christine geb. Stegerhoff, Truppenteil 1. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 83.
Zusatz: Am 04.11.1918 bei Cantraine gefallen - Rücken - Artilleriegeschoss.
Im Felde, Andoumont, den 17.11.1918
Mitgemachte Gefechte:
25.07.1916 - 27.07.1916: Kämpfe am oberen Styr-Stochod
28.07.1916 - 04.11.1916: Schlacht bei Kowel
05.11.1916 - 11.07.1917: Stellungskämpfe am Styr-Stochod
12.07.1917 - 18.07.1917: K u K 2. Armee - Stellungskämpfe östlich Zloczow
19.07.1917 - 28.07.1917: Durchbruchsschlacht in Ostgalizien
29.07.1917 - 07.10.1917: Stellungskämpfe am Sereth
07.10.1917 - 12.10.1917: Transport nach dem Westen
13.10.1917 - 28.05.1918: 5. Armee - Stellungskampf vor Verdun
15.07.1918 - 17.07.1918: Angriffsschlacht an der Marne und in der Champagne
18.07.1918 - 25.07.1918: Abwehrschlacht zwischen Soissons und Reims
27.08.1918 - 02.09.1918: Schlacht bei Monchy-Bapaume, bewegliche Abwehrschlacht zwischen Somme und Scarpe
03.09.1918 - 26.09.1918: Kämpfe vor der Siegfriedfront
27.09.1918 - 09.10.1918: Abwehrschlacht zwischen Cambrai und St. Quentin
09.10.1918 - 04.11.1918: Kämpfe vor und in der Hermannstellung
Anton Kock wurde im September 1915 zur Fahne einberufen. Die im amtlichen Bericht angeführten Gefechte und Schlachten, die er an der Ost- und Westfront mitmachte, lassen seinen Tod in den letzten verhängnisvollen Novembertagen nur umso tragischer erscheinen. Darüber schreibt und der Kriegsfreiwillige Justizanwärter Heinrich Raßmann aus Cassel am 08. Dezember 1918: "Schon immer wollte ich Ihnen von der letzten halben Stunde, in der Ihr lieber guter Sohn Anton und unser treuer und rechter Kamerad sein junges Leben lassen musste, schreiben. Ich wollte aber warten, bis der erste Schmerz vorüber ist. Hoffentlich haben Sie auch schon Näheres von Ihren Landsleuten Fehring, Föcking, Splitthoff und Kempe, die mit Anton verwundet wurden, erfahren.
Unsere Kompanie lag mit dem Bataillonsstab auf einem Gutshof bei Louvignies am weitesten hinten in Bereitschaft. Wir lagen zusammen in einem großen Stall, in dessen hintere Wand wir Löcher gebrochen hatten, um gleich in den Garten zu können, denn im Garten waren tiefe Gräben, in denen wir bei starkem Artilleriefeuer oder wenn Flieger Bomben warfen, Schutz suchten. Der Stall selbst konnte uns gefährlich werden, da die Mauern keinen Schutz boten. Ein Volltreffer konnte uns verschütten.
Am 4. November früh um 1/2 07:00 Uhr begann der Engländer nun ein fürchterliches Trommelfeuer auf die vordere Stallung und weiter nach hinten, wo wir lagen. Leichte und schwere Granaten schlugen überall ein. So schlug bald eine Brandgranate in das Wohnhaus ein und entzündete dieses. Auf dem Hof und in der Scheune waren auch schon Granaten eingeschlagen. Jeden Augenblick konnte eine in unseren Stall hinein sausen. Da wir uns nicht mehr sicher fühlten, sprangen wir durch die Löcher in der Wand und suchten in den Gräben Schutz. Kaum war Anton aber mit einigen Kameraden in dem Graben, da schlug eine Granate dicht bei ihm ein. Drei bis vier Mann wurden dadurch verwundet, Anton recht schwer. Auf einer Zeltbahn, die ich selbst schnell abschnallte, holten wir unseren treuen Kameraden aus dem Graben und legten ihn auf weiches Heu. Obwohl überall die furchtbaren Granaten einschlugen und wir selbst jeden Augenblick getöten werden konnten, öffneten wir behutsam Rock und Hose. Zwei Sanitäter verbanden seine furchtbaren Todeswunden. Ein böser Splitter war ihm durch Rücken und Bauch gegangen. Kein Arzt hätte ihm helfen können. Mit Stöhnen kam der liebe Junge einen Augenblick zu sich, versuchte, sich aufzurichten, sah den Verband und rief: "Das halte ich nicht mehr aus, Sanitäter!" Wir alle standen mit weinenden Augen bei ihm. Ab und zu drückten wir uns beim Sausen der Granaten an die Wände des Stalles. Als Anton nach einigen Zuckungen wieder "Sanitäter!" rief, konnte ich nicht anders. Ich kniete bei ihm nieder, legte ihm die Hand auf den Kopf und sprach mit ihm. Er erkannte mich nicht und sagte: "Beten." Nun sprach ich recht langsam das "Vater unser", so dass er es beim Lärm der Granaten hören konnte. Er hörte auf zu stöhnen und warf mir einen dankbaren Blick zu. Ich muss gestehen, es kommen mir Tränen, wo ich dieses niederschreibe. Ich fragte ihn laut nach Vater und Mutter. Ich würde sie grüßen. Er antwortete mit einem seligen Blick, schloss die Augen, wurde ganz ruhig und schlief ein. Noch einmal betete ich laut mit allen Kameraden das "Vater unser", dann erst nahm ich die Hand von der Stirn, die nun ganz kalt war.
Drüben das Haus brannte. Aus dem Keller holte ich noch einigen Kameraden heraus, als letzten Fehring mit einem bösen Armschuss. Kaum hatten wir die letzten an der anderen Seite heraus, kam der Engländer zum Tor herein. Ich selbst konnte noch schnell mit dem Tornister und zwei Kästen Maschinengewehr-Munition durch das Loch in den Garten entweichen. Hier schossen wir mit dem MG auf die Engländer, mussten uns dann aber in dem dichten Nebel zurückziehen.
Ich bin dann am Mittag noch zweimal leicht verwundet worden und danke Gott, dass er es so gut die ganzen Jahre mit mir meinte.
Anton war mit seit Juli 1916 ein echter Kamerad bis zum Tode."
In den Verlustlisten des Ersten Weltkriegs vom 03.02.1919 ist Anton Kock, geb. am 05.07.1896, Infanterie-Regiment 83, in der Liste Preußen 1355, Ausgabe 2317, auf der Seite 29006 genannt mit dem Vermerk "gefallen am 04.11.1918".
Die Einheit war der 22. Infanterie-Division unterstellt, die lt. Gefechtskalender vom 09.10.1918 - 04.11.1918 bei Kämpfen vor und in der Hermannstellung eingesetzt war. Eine Woche später war der Krieg mit dem Waffenstillstand von Compiegne am 11.11.1918 um 11 Uhr beendet.
Die Hermannstellung war im Ersten Weltkrieg eine Defensivstellung der deutschen Truppen an der Westfront. Anfang September 1918 wurden die Zweifel über die Stabilität der Siegfriedstellung größer. Daher begann man mit dem Ausbau einer rückwärtigen Auffangstellung, der sogenannten "Hermannstellung". Diese Verteidigungsstellung an der Westfront begann nördlich von Gent an der Küste, folgte bei Eeklo den Flüssen Leie und Schelde und ging bei Marle in die Hundingstellung über.