Weihnachten 1914 - Gefallene des Ersten Weltkriegs aus Raesfeld

Heimatverein Raesfeld e. V.
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Weihnachten 1914

Der Weihnachtsfrieden (englisch Christmas truce "weihnachtliche Waffenruhe") war eine von der Befehlsebene nicht autorisierte Waffenruhe während des Ersten Weltkrieges am 24. Dezember 1914 und an den folgenden Tagen. Sie fand an einigen Abschnitten der Westfront statt, wo es vor allem zwischen Deutschen und Briten in Flandern zu spontanen Fraternisierungen kam. Auch an Teilen der Ostfront gab es zu diesem Zeitraum keine Schusswechsel.

Viele Soldaten aller Kriegsparteien waren 1914 enthusiastisch und voller Siegesgewissheit in den Krieg gezogen und hatten gehofft, "bis Weihnachten" wieder zu Hause zu sein. Dieser Optimismus verflog allerdings bald. Die bittere Realität der Schlachten im Spätsommer und Herbst 1914 hatte in wenigen Monaten eine deutliche Ernüchterung auf beiden Seiten der Front bewirkt.

Ende 1914 konnte der Soldat in seinem Schützengraben noch Überreste menschlicher Zivilisation und Kultur an der Front erkennen. Anders als in den späteren Kriegsjahren waren Kirchen und Dörfer noch nicht völlig zerschossen, Felder konnten noch als solche erkannt werden. Die Materialschlacht mit dem typischen Trommelfeuer der Artillerie bildete sich erst ab 1915/1916 voll aus.

Auf beiden Seiten gab es noch ein übergreifendes christliches Bewusstsein von Weihnachten als Fest der Nächstenliebe. Es kam auch in den in mehreren Sprachen ähnlich klingenden Weihnachtsliedern zum Ausdruck (Stille Nacht, heilige Nacht: Silent night, holy night und Douce nuit, sainte nuit). Ebenfalls bekannt war unter den Soldaten die Botschaft des neuen Papstes Benedikt XV., der in seiner Antrittsrede im August 1914 um einen Waffenstillstand zu Weihnachten gebeten hatte.
Der Morgen des 24. Dezember brachte einen klaren Tag. Der ständige Regen hatte aufgehört, an einigen Stellen des Sektors wurde zwar noch geschossen, an den meisten jedoch war Stille eingekehrt, die nur durch Zurufe der einander gegenüberliegenden Soldaten unterbrochen wurde. Erste Männer riefen den Gegner an, dass sie ihre Gefallenen bergen wollten. Es wurde nicht geschossen, als sie unbewaffnet ins Niemandsland gingen. Nachdem die Toten beerdigt waren, begannen die Soldaten miteinander zu sprechen, vor allem auf Englisch, da viele Deutsche durch die vom Kaiser propagierte Nähe zu England die Sprache gelernt oder sogar in Großbritannien gearbeitet hatten.

Beim Dorf Fromelles in Frankreich – westlich von Lille und etwa 30 Kilometer südlich von Ypern gelegen – betraten Soldaten der Gordon Highlanders das etwa 80 Meter breite Niemandsland, um ihre Gefallenen zu bergen.

Ein gemeinsamer Gottesdienst wurde gefeiert, Psalm 23 ("Der Herr ist mein Hirte …") wurde gesprochen, zuerst auf Englisch vom Regimentspfarrer und dann auf Deutsch von einem englischen Studenten. Die Deutschen standen auf einer Seite, die Briten auf der anderen, alle hatten ihre Kopfbedeckungen abgelegt, erinnert sich der second lieutenant Arthur Pelham Burn in seinem Tagebuch: "Die Deutschen standen auf der einen Seite zusammen, die Engländer auf der anderen. Die Offiziere standen in der vordersten Reihe, jeder hatte seine Kopfbedeckung abgenommen. Ja, ich glaube dies war ein Anblick, den man nie wieder sehen wird."

In einem in der Times veröffentlichten Brief erklärte der deutsche Leutnant Niemann, dass in seinem Sektor bei Frelinghien-Houplines ein Fußballspiel ausgetragen worden sei, das 3:2 für die Deutschen ausgegangen sei – ein Wahrzeichen des Weihnachtsfriedens, das zur Legendenbildung beitrug.
Die britische Supermarktkette Sainsbury’s hat einen Werbespot geschaltet, der eine Episode aus der berührenden wahren Geschichte des Ersten Weltkriegs erzählt: dem Weihnachtsfrieden von 1914. Die Stunden, in denen Briten und Deutsche an der Westfront die Waffen ruhen ließen, aus den Schützengräben stiegen, sich die Hand reichten, Fußball im Niemandsland spielten, Geschenke tauschten.
Die britische Supermarktkette Sainsbury’s hat 2014 einen Werbespot geschaltet, der eine Episode aus der berührenden wahren Geschichte des Ersten Weltkriegs erzählt: dem Weihnachtsfrieden von 1914. Ein bewegender Spot. Dennoch ist es kein Wunder, dass er nicht nur Zustimmung erntet, sondern auch auf Kritik stößt.
Quelle: YouTube
Entsprechend mehrerer Berichte gab es im Niemandsland außerdem mindestens ein gemeinsames Schweinegrillen, gegenseitiges Haareschneiden und Rasieren, mehrere Fußballspiele und es kam viele Male zum Austausch von Genussmitteln wie Tabak, Zigaretten und Schokolade. An einem französischen Frontabschnitt brachte ein Deutscher einen betrunkenen Franzosen zu seiner Stellung zurück und legte ihn vor dem Stacheldrahtverhau nieder.

Die meisten Berichte stammen von britischer Seite, der bekannteste von Captain Sir Edward Hulse (gefallen 1915) von den Scots Guards, der, als er aus dem Hauptquartier zurückgekommen war, feststellen musste, dass es zu Verbrüderungen gekommen war.

"Zwischen Schotten und Hunnen [englisches Schimpfwort für Deutsche] fand weitestgehende Verbrüderung statt. Alle möglichen Andenken wurden ausgetauscht, Adressen gingen her- und hinüber, man zeigte sich Familienfotos usw."
Man geht heute davon aus, dass mindestens 100.000 Soldaten der an der Westfront kämpfenden Parteien an dem Waffenstillstand teilgenommen haben, hauptsächlich Briten und Deutsche. Der Waffenstillstand und die Verbrüderungen wurden vor allem am 23. und 24. Dezember 1914 beobachtet. Vereinzelt waren längere Feuerpausen zu beobachten, einige sogar bis in den Januar 1915 hinein. Wie es die soldatische Tradition des 19. Jahrhunderts vorschrieb, gab es an weniger bedeutsamen Sektoren der Front auch inoffizielle und kurze Abmachungen zur Pflege der Verwundeten und Bergung der Toten, die aber nie in den Berichten der Armeeführungen auftauchten.

Weihnachten 1915 gab es wiederum Versuche der Truppen, das Geschehen des Vorjahres zu wiederholen. Es wurde allerdings diesmal von den Befehlshabern unter Androhung von Kriegsgerichtsverfahren nicht mehr geduldet. Ab 1916 gab es schließlich auch die inoffiziellen, kleinen Waffenstillstände zwischen den Gegnern nicht mehr. Das Niemandsland war zu einer ständigen Kampfzone geworden.
Quelle: Wikipedia
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