Josef Stenert - Gefallene des Ersten Weltkriegs aus Raesfeld

Heimatverein Raesfeld e. V.
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Josef Stenert

Name:Stenert
Vorname(n):Josef
geboren am:22.03.1898
in:Raesfeld
gestorben:24.03.1918
in:Fromelles (Frankreich)
Gedenkstätte:Friedhof Raesfeld
Dienstgrad:Gefreiter
Beruf:
Arbeiter
Eltern:Jakob Stenert und Maria Anna
geb. Pöpping,
Bruder von
Eduard Stenert
Josef Stenert
Personalien: Gefreiter Josef Stenert, katholisch, geb. am 22.03.1898 zu Raesfeld, Arbeiter, ledig, Vater Jakob Stenert, Mutter Anna, geb. Pöpping (Bruder von Eduard Stenert)

Zusatz: Am 24.03.1918 um 04:00 Uhr vormittags auf Patrouille bei Fromelles (französisch Flandern) durch Gewehrgranate – Kopf – gefallen.


Feldpost: Nach der Einberufung am 09.03.1917 aus Bad Salzuflen: "Wir kommen gerade von einem Marsch zurück. 18 bis 20 km, feldmarschmäßig, dann wisst Ihr Bescheid. Ich habe mir die Füße wund gelaufen, deswegen schickt mir Socken mit. Es geht mir sonst noch ganz gut."

Thiancourt, den 17.07.1917: "Vor Kohldampf geschrieben. Wir waren in der Nacht von Samstag auf Sonntag im vordersten Graben. Wir haben dorthin Stacheldraht und Erdschrauben schleppen müssen und das war eine schwere Arbeit in dieser Zeit, wo wir immer Kohldampf haben. In dem Dorf, wo sich der Feind aufhält, da liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Da sieht und hört man nichts als Pulverdampf und das Zischen der Granaten und Minen. Drei von dem Ersatz, der nach uns ankam, hat der Franzmann schon abgeschnappt."

18.07.1917: "Das Paketchen Nr. 5 und 6 mit Brot und Speck kam gerade zur rechten Zeit. Ich hatte mir einen Sandsack voll Kartoffeln geholt, habe dieselben gekocht und da kam der Speck gerade richtig. Ich habe mir etwas Soße dabei gemacht. Es schmeckte tadellos. Heute Abend wollen wir uns Gerste kochen und zwar so vom Feld. Die Ähren werden an der Hose hin und her gerieben und dann fallen die Körner heraus. Es ist bloß schade, dass hier keine Weinbergschnecken mehr sind oder Pfifferlinge, die kochten wir uns auch noch."

03.08.1917: "Soeben bekam ich vom lieben Vater aus Wesel einen Brief. Ich hatte ihm zum Namenstag ein Paketchen mit Zigarren geschickt. Für die liebe Mutter habe ich das Namenstagsgeschenk hier drin, neun Mark für Mutter und eine Mark für Christine. Nun habe ich gelesen, dass der kleine Bernhard bei der Arbeit an zu weinen fängt. Ganz so schlimm soll das doch wohl nicht sein.

Hier wäre das schon eher zum Weinen, wo wir doch von morgens früh bis abends spät arbeiten müssen. Drähte ziehen, Gräben machen und dann über Nacht noch vier Stunden Posten stehen, so dass man fast nicht weiß, woran man sich festhalten soll. Gestern schleppten wir einen Deutschen in der Zeltbahn zugebunden nach hinten. Also, lieber Bernhard, bessere Dich. Ich schicke Dir auch ein Paketchen.

25.10.1917 – Galizien: "Nun sind wir richtig in die Polackei gekommen. Die Leute laufen herum wie die Zigeuner. Bei Regen und Sonnenschein bloße Füße und Strohhüte auf dem Kopf. Über dem Körper tragen sie einen dicken Mantel wie ein Bärenfell. Lange Haare haben sie alle, ob Weib, Kind oder Mann. Auf den Häusern Strohdächer mit Lehm beschmiert. Schmutz überall."

28.11.1917: "Schreibt mir doch mal wieder aus der lieben Heimat. Wir leben hier zwischen den Polen wie ein Stück Vieh und hören nichts von Gottes schöner Welt. Wir müssen jeden Tag zur Front Kartoffeln holen. Der Russe schießt aber fast gar nicht auf uns. Wir schießen auch nicht, es ist verboten. Morgen mache ich wieder einen dreiwöchigen Kursus am Maschinengewehr. Das ist schön."

Zwei Tage vor seinem Tode schrieb er den letzten Brief:

Ligny, den 22.03.1918: "Heute, auf meinem Geburtstag, erlaubt es mir die Zeit, an Euch daheim, Ihr Lieben alle, einige Zeilen zu schreiben. Nur für drei Tage ist unsere Paket- und Briefsperre geöffnet, dann nicht mehr. Ein Paket mit Futterartikeln wäre jetzt sehr willkommen. Wir sind gestern Abend in Stellung gerückt und liegen vor den Engländern genauso wie damals in Flandern. Es soll hier wieder so allerhand gemacht werden, wofür wir sehr in Frage kommen. Nun, wir wollen das Beste hoffen. Man muss immer nur denken, mehr wie einen Tod bist du deinem Herrn nicht schuldig. Dann über kurz oder lang ist jedoch alles gleich. Betet nur etwas für mich. Auf Wiedersehen, so Gott will. – Gute Nacht Ihr Lieben alle!

+ 24.03.1918

In der folgenden Nacht fiel Josef Stenert einem Gewehrgeschoss zum Opfer und war jetzt seinem Herrn nichts mehr schuldig.



Josef Stenert
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