Johann Schulze-Böckenhoff - Gefallene des Ersten Weltkriegs aus Raesfeld

Heimatverein Raesfeld e. V.
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Johann Schulze-Böckenhoff

Name:Böckenhoff
Vorname:Johann
geboren am:19.04.1877
in:Raesfeld
gestorben:12.03.1915
in:Neuve-Chapelle
Gedenkstätte:Friedhof Raesfeld
Dienstgrad:Landwehrmann
Beruf:
Landwirt
Eltern:Joseph Böckenhoff und Maria Catharina Epping
Johann Schulze Böckenhoff
Personalien: Johann Schulze-Böckenhoff wurde geboren zu Raesfeld am 19.04.1877, katholisch, Landwirt, ledig, wohnhaft auf dem Gut seines Bruders in Dingden.

Zusatz: Der Landwehrmann Johann Böckenhoff ist am 12. März 1915 bei einem Sturmangriff bei Neuve-Chapelle, zehn Meter vor dem französischen Schützengraben, gefallen. Die sterblichen Überreste konnten erst nach einem halben Jahr geborgen und zur letzten Ruhe bestattet werden.


Aus dem Tagebuch, das an drei Stellen Schussbeschädigungen hat:

Sonntag, den 23. August 1914 eingezogen.
Mittwoch, den 16.09. abends um zehn Uhr von Coesfeld ausgerückt über Dorsten, Oberhausen, Düsseldorf, Aachen. In Lüttich angekommen um 04:30 Uhr. Quartier im Ursulinenkloster.
20.09. um 08:00 Uhr Abmarsch, überall Trümmer, Käppis, Tornister, Geschosse, eine Granate im Baum, mehrere deutsche und belgische Gräber. 01:00 Uhr in Löwen, daselbst Gräuel der Verwüstung, ganze Straßen ausgestorben.
21.09. Ruhetag, Gewehr reinigen, Stiefel schmieren, mittags in der Stadt spaziert, im Lazarett deutsche Verwundete besucht. Artillerist - ein Schuss durch beide Beine - ein Schuss ins Rückenmark - 200 deutsche und belgische Verwundete. Berichte der Soldaten in Löwen: abends um 09:00 Uhr aus den Häusern geschossen, darauf die Häuser angezündet, belgische Soldaten als Zivilisten verkleidet, Bürgermeister hat Patronen ausgeteilt, nicht ohne zehn Mann und einen Unteroffizier in die Stadt gehen.
06.10.1914: 06:30 Uhr Abmarsch nach Beringen, abends Taubensuppe. Jeder erhält eine Taube, hat vortrefflich geschmeckt. Heftiger Kanonendonner von Antwerpen.
10.10.1914 Antwerpen gefallen. 10.10. morgens 07:00 Uhr in der kleinen Kirche zur Predigt gewesen, Brot ausgeteilt an arme Kinder.
23.10.1914 Wache stehen am Hasseler Tor. Meldung: um 04:00 Uhr zwei holländische Radfahrer angehalten, Passierschein in Ordnung, also durchgelassen.
25.10.14: Sonntag 1/2 10 Uhr (09:30 Uhr) Kirchgang, photographieren lassen, dann spazieren in der Stadt.
29.10.14 Ankunft in "Heist auf dem Berg", hinter dem Bahnhof ein Toter vom Reg. 39 gefunden und beerdigt, schon ganz verwest.
Sonntag 15.11.14: die Predigt handelt vom Christmenschen dem Namen und der Tat nach. Vorher machte er bekannt, dass die Kinder ihren Katechismus besser lernen sollten. Viele kämen gar nicht mehr zum Unterricht. Er hätte sie gefragt: "Warum nicht?" Sie hätten gesagt: "Wir müssen marken." Keiner hätte eine Frage beantworten können.
19.11.14: ein Radfahrer aus Bocholt zurück, viele Neuigkeiten aus der Heimat erzählt.
07.12.14: Acht Kilometer von hier ein Toter vom Reg. Nr. 28 gefunden, Gewehrkolben abgeschlagen, Seitengewehr weg. Am 08.12.14 zum Tatort, Streifzug, zwei Gefangene zum Verhör.
31.01.15 Abrücken der Kompanie nach Beverloo zur Ausbildung.
27.02.15 Ausrücken nach Frankreich. 28.02.15 Mittagessen in Sedan.

Letzte Eintragungen:

02.03.15 vormittags alarmiert zum Kriegsschauplatz, abends Stellung besetzen durch Laufgräben, nachts 12:00 Uhr Ablösung aus dem Graben, dann zur Reserve in Stellung bleiben, Unterstände, Granatfeuer ab und zu über uns.
Samstag 07.03.15: abends Gräben werfen, Granate getroffen, ein Toter und zwei Verwundete von unserer Kompanie - schwerer Tag. Montag die Gefallenen besucht, +12.03.1915.

Im Felde: 03.09.1915: "hierdurch wird bestätigt, dass der am 25.07.1915 in der Stellung bei Le Mesnil tot aufgefundene Johann Böckenhoff von der 6. Kompanie des Regimentes 65 beerdigt worden ist. Johann Böckenhoff war vom Ersatz-Bataillon 56 und wurde bei Sappe 12 vor der Brustwehr gefunden."

Peter Wagner von der 6. Kompanie des I.R.65 schreibt: "Ihr schreibt, dass die Karte, welche ich an Euch geschrieben habe, überraschend gekommen sei. Euer Bruder ist nicht in der Gefangenschaft, da er ja schon am 12.03.1915 gefallen ist. Ich habe schon manchen nachts von der Deckung geholt, aber Ihr Bruder lag 10 m vor dem französischen Graben. Da könnt Ihr Euch denken, wie langsam man dahin schleichen muss. Es liegt noch ein treuer deutscher Kamerad da, wo Euer Bruder lag, und wenn es wieder eine dunkle Nacht ist und nicht viel geschossen wird, so will ich und mein Kamerad Heinen es versuchen, auch diesen toten Kameraden zu holen und ich werde es der Familie Winter sofort mitteilen. Als wir Euren Bruder im Zelttuch liegen hatten, da hatte der Franzose uns bemerkt. Es flogen Leuchtkugeln hoch und die Gewehrschüssen gingen gerade über uns weg. Es hatte gerade vier Stunden gedauert, bis wir mit Eurem Bruder glücklich im Graben waren. Wir haben ihm ein Kreuz auf sein Grab gesetzt mit seinem Namen darauf.  Er hatte einen Schuss durch Soldbuch und Tagebuch bekommen, das könnt Ihr ja sehen, wenn Ihr es bekommt. Was uns noch blüht, das weiß man nicht; aber wir hoffen das Beste."

Bundesarchiv, Bild 146-2008-0075 / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
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