Heinrich Gerhard Brömmel
Name: | Brömmel |
Vorname(n): | Heinrich Gerhard |
geboren am: | 20.03.1874 |
in: | Raesfeld |
gestorben: | 05.09.1915 |
in: | Turkowice, Kriegslazarett |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Landsturmmann |
Beruf: | Fabrikarbeiter |
Ehefrau: | Karoline geb. Bröker, fünf Kinder. |
Landsturm-Infanterie-Ersatz-Bataillon VII A.K.
Münster, den 11.10.1915:
Der Landsturmmann Heinrich Brömmel, 4. Kompanie des Landsturm-Infanterie-Bataillons Wesel, geboren zu Raesfeld, Fabrikarbeiter, wohnhaft daselbst, verheiratet mit Karoline, geb. Bröker, fünf Kinder, ist am 04.09.1915 an Ruhr – Herzschwäche im Deutschen Kriegslazarett in Turkowice (Polen) gestorben.
Aus Feldpostbriefen:
18.03.1915: Gefangenenlager, Haus Spital Münster:
"Es liegen hier 7000 gefangene Russen, Franzosen, Engländer, Belgier und Turkos. Wenn die so durcheinanderlaufen, sieht das sehr bunt aus. Von ½ zwei bis ½ fünf Uhr habe ich Wache."
Gefangenenlager Halverde, Kreis Tecklenburg:
15.04.1915: "Wir haben hier 1000 Gefangene und 150 Mann Besatzung. Es wird gesagt, dass Garnisonsdienstfähige abgegangen sind, wohin, weiß ich nicht. ... Wie sieht es bei uns im Garten aus?"
27.05.1915: "Teile in Eile mit, dass es von hier aus nach Münster geht. Vielleicht von dort aus nach Belgien. Wir kommen zum Bahnschutz."
30.05.1915: "Wir sind in unserem Quartier angekommen, liegen mit 50 Mann in einem Stall auf Stroh. Auf der Fahrt haben wir viel gesehen, Schlachtfelder, Schützengräben und die Festungswerke von Maubeuge. Diese waren total zerschossen. Ganze Häuserreihen liegen bunt durcheinander. Unser Ort heißt Essigny le Petit. Wir sollen hier stramm ausgebildet werden, um die Wache in St. Quentin übernehmen zu können."
13.06.1915: "Wenn wir nach der Bahnwache draußen sitzen, dann kommen die Kinder von Morcourt und spielen mit uns. Auf der Bahn ist ein reger Verkehr."
25.07.1915: Haus Spital: "Erhielt soeben ein Telegramm und ziehe morgen nach dem Osten. Ich hoffe, glücklich dort anzukommen. Ich habe doch einen schönen Urlaub gehabt."
28.07.1915: "Wir fuhren gestern durch Schlesien und fahren jetzt so recht durch Galizien. In Krakau hatten wir ½ Stunde Aufenthalt."
30.07.1915: "Wir sitzen in Lemberg im Zug und warten auf Abfahrt. Die Stadt hat sehr gelitten. Wie alles auf dem Bahnkörper herumliegt. Gerade laufen drei verbrannte Eisenbahnwagen ein."
02.08.1915: "Wir haben Galizien verlassen und Russland betreten. Heute Morgen ging es hier auf Leben und Tod. Ein Flieger warf ca. zwölf Bomben ab gegen 07:00 Uhr. Wir flüchteten alle im Ort umher. Zwei schlugen in meiner Nähe ein. Ich lag aber feste auf dem Boden an einem Baumstamm, drückte die Ohren zu, dachte einen Augenblick an Euch alle und hatte mich dann Gott empfohlen. Es ging gut. Wir hatten acht Tote und zwanzig Verwundete. …
Der Dienst lässt sich wohl machen, nur ist alles so dreckig. Die Hauptsache ist, wenn man gesund und munter ist, und das bin ich."
07.08.1915: "Wir haben hier jetzt ein ganz schönes Leben. Mit der Cholera scheint es bei den Soldaten besser zu gehen, bei den Juden sterben noch viele. Gestern war ich bei den Pferden auf der Wiese, da sah ich ein Grab, woraus ein Knie noch herausstand."
11.08.1915: "Ich bin noch gesund und munter. Heute Morgen wurden sechs Personen beerdigt. Die Särge ohne Griffe wurden auf der Schulter getragen."
14.08.1915: "Teile kurz mit, dass ich etwas krank bin. Leide an Durchfall. Keine Sorgen machen, das Schlimmste ist überstanden."
21.08.1915 – aus dem letzten Brief: "Unser Bataillon hat viele Kranke. Ich wollte schon immer schreiben, aber ich fühlte mich zu schwach. Jetzt geht es Gott sei Dank besser. Ihr dürft mir aber keine Pakete schicken. Wir liegen mit elf Mann auf einem Zimmer. Schöne Betten. Was sind wir doch vorher in verpesteten Orten gewesen. Hätten wir Russland nie gesehen. Ich schreibe nicht nach Hause, dass ich krank bin, ich kann es nicht und müsste doch nur Lügenberichte schreiben. Ich werde Euch nichts verheimlichen. Das Schreiben wird mir so schwer. Ich grüße Euch alle von Herzen."
– Anmerkung zur Adresse: "Falls verlegt, bitte nachsenden."
+ 05.09.1915
23.11.1915: Krankenschwester Cornelia: "… Unendlich gerne hätte ich ihn gesund gepflegt, doch hatte ihn die Ruhr, diese heimtückische Krankheit, die uns in Turkowice so manchen braven Deutschen Mann und auch eine Schwester kostete, so stark gepackt, dass weder ärztliche Kunst noch Schwesternpflege ihn zu retten vermochten. Er ist schließlich sanft und ohne Kampf hinübergeschlummert."