Johann Wilger
Name: | Wilger |
Vorname(n): | Johann |
geboren am: | 20.04.1877 |
in: | Raesfeld |
gestorben: | 06.03.1916 |
in: | Düsseldorf, Lazarett |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Landsturm-Rekrut |
Beruf: | Landwirt |
Familie: | verheiratet mit Franziska geb. Hater, 2 Kinder |
Eltern: | Heinrich Wilger und Gertrud geb. Mailand |
Personalien: Landsturm-Rekrut Johann Wilger, katholisch, geboren zu Raesfeld am 20.04.1877, Landwirt, verheiratet mit Franziska, geb. Hater, zwei Kinder.
Zusätze: Am 20.01.1916 in der Garnison erkrankt (Hysterie). Bis zum 29.02.1916 im Reserve-Lazarett in Minden. Vom 01.03.1916 bis 06.03.1916 im Reserve-Lazarett Düsseldorf. Am 06.03.1916 an Angina-Bronchitis-Sepsis in Düsseldorf verstorben.
II. Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regimentes Nr. 15.
Johann Wilger hat sich nach der vorliegenden Feldpost in seiner Ausbildungszeit in Minden eine Erkältung geholt, die er nicht wieder loswerden konnte, und die schließlich zu einer Verengung der Bronchien und weiterhin zum Tode führte.
Minden, den 23.10.1915: "Heute, Samstag, gehe ich zum vierten Mal zum Lazarett. Gestern hat der Arzt mir nur den Gaumen bestrichen. Habe heute Morgen keinen Dienst gemacht; denn von Neuem erkälten, davon bin ich kein Freund. Gestern hat mir der Mund sehr wehgetan. Gestern ist mir gesagt worden, ich sei Kriegsdienstfähig, wäre aber von großen Märschen befreit. Solange ich nicht kann, werde ich auch nicht herauskommen. Heraus ist eigentlich besser wie hier; denn krank mit Schmerzen ist auch nicht schön."
24.11.1915: "24 Mann, wozu ich auch gehöre, müssen heute nach Porta zum Zielaufbauen. Gestern war es hier kolossal kalt, und ich habe tüchtig gefroren auf der Weserwiese. Ich habe mich wieder erkältet. Es ist gut, dass der Dienst nicht so schwer ist, sonst könnte ich es nicht."
15.01.1916: "Sitze im Saal beim Ofen und schreibe diesen Brief. Mit mir ist es noch wie immer, schlechter kann ich nicht sagen und besser auch nicht recht. Ich war gestern Abend mit angetreten, da rief der Feldwebel mich heraus: "Wilger, wie geht es, können Sie mitgehen zur Etappe?" "Ich weiß es nicht, Herr Feldwebel." "Es wird wohl nicht gehen", sagte er "Sie können wegtreten". Ich wäre gerne mitgegangen nach Wesel, dann wäre ich doch näher zu meinem Zuhause. Wenn ich zuhause mal wieder richtig Milch trinken könnte, und kräftige Suppen, das wäre für meine Gesundheit das Beste."
22.01.1916: "Ich bin im Lazarett. Es ist noch wie in der vorigen Woche."
14.02.1916 – von einem Kameraden in seinem Namen geschrieben: "Heute sagte der Arzt zum Unteroffizier, er solle mal einen Antrag machen, dass ich nach Düsseldorf in ein Bad käme. Was wäre das schön, wenn es wahr würde. Hoffentlich bleibt er nun auch bei seiner Meinung und sagt morgen nicht wieder etwas Anderes."
Am 01. März reiste Johann Wilger nach Düsseldorf, um dort in fünf Tagen zu sterben.
+ 06.03.1916
Essen, den 23.03.1916: "Ich kann mir noch gar nicht denken, dass Johann Wilger, der so lange mein Leidensgenosse war, tot ist. Ich habe mich schon gewundert, dass er von Düsseldorf nicht einmal schrieb und war ich deshalb schon böse, denn wir hatten uns immer gut vertragen. Und nun, wo ich auf Nachricht warte, ist er tot. Als es zum ersten Mal hieß, er könne nach Düsseldorf, freute er sich. Den nächsten Tag bekam er Fieber. Schmerzen hatte er dabei eigentlich nicht, nur klagte er, dass er es im Halse hätte. Das Fieber ging bald vorüber, und er stand dann auch schon auf und konnte ganz allein gehen. Wir wunderten uns alle darüber. Er hat sogar einmal mit uns Karten gespielt. Er hatte ein ganz verändertes Wesen. Er sah klar aus den Augen und sprach auch ganz klar. Als er nach Düsseldorf kam, ist er im Wagen von zwei Soldaten zur Bahn gefahren worden. Ein Gefreiter ist mit ihm gefahren und hat ihn ins Lazarett gebracht. Ich fragte den Gefreiten, als er am anderen Tag zurückkam, ob alles gut gegangen wäre. "Gut", sagte er. Einen Fehler hatte Ihr Mann, er war zu gut. Oft war ich böse, dass er dem Arzt nichts sagte. Einige Male habe ich für ihn gesprochen, obwohl ich das nicht dürfte. Oft hat Ihr Mann von Ihnen und den Kindern gesprochen und in Liebe Ihrer gedacht."
H. Schäfer
- Wehrmann -