Josef Anton Küpers
Name: | Küpers |
Vorname(n): | Josef Anton |
geboren am: | 22.03.1886 |
in: | Raesfeld |
vermisst: | 16.10.1915 |
in: | Labina |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Musketier |
Beruf: | Drechsler |
Eltern: | Heinrich Küpers und Elisabeth geb. Wilger |
Familie: | verh. mit Johanna geb. Göring, Bruder von Heinrich Küpers |
Personalien: Josef Anton Küpers, geboren in Raesfeld am 22.03.1886, wohnhaft Raesfeld, Freiheit, Drechsler, verheiratet mit Johanna, geb. Göring, keine Kinder. Am 26.03.1915 ins Feld. Am 01.04.1915 Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 255, 5. Kompanie (Bruder von Heinrich Küpers).
Zusatz: Am 15.10.1915 Gefecht bei Labina infolge eines Kopfschusses durch ein Artilleriegeschoss gefallen.
Die Kriegserlebnisse stimmen mit Bernhard Harter und Robert Büsken überein. Die drei Raesfelder Kameraden fielen in ein und demselben Gefecht.
Feldpost:
02.04.1915: "Von Suwalki aus kamen wir gestern Abend gegen 11:00 Uhr hier an. An Kleidung brauche ich nichts, wohl können wir Insektenpulver gut gebrauchen, denn es ist hier eine schrecklich lausige Gegend."
Ostermorgen, den 04.04.1915: "Unsere Artillerie fing gestern an zu schießen auf die anmarschierenden Russen. Gegen Abend erwiderten die Russen das Feuer. Die Granaten flogen etwa zwei km neben uns in den See. Wir lagen in vorderster Stellung und konnten beobachten, wie die Russen herankamen und Schützengräben warfen."
19.05.1915: "In dieser Nacht müssen wir wieder nach Wygerie. Es heißt, dass die Russen dort angreifen wollen. Wenn sie an Land kommen, dann sind wir alle verloren. Wenn Du in nächster Zeit keine Post erhältst, dann kann es möglich sein, dass ich gefallen bin, dann hebe dieses als mein letztes Andenken auf."
16.06.1915: "Wir liegen jetzt hier hinter der Gefechtslinie. Die Kugeln schlagen auch noch über uns weg. Als wir in dieser Nacht anmarschierten, bekam unser Flügelmann einen Schuss in die Brust. Wir liegen in der Stellung der 257'er. Diese sind schon vor uns und haben viel erreicht. Wenn die nun weiter vorrücken, dann müssen wir in den Graben. Wahrscheinlich geht es bald vor."
02.07.1915: "In der Nacht vom 24. zum 25. Juni traf mich eine Kugel an der linken Hand, ohne mir zu schaden. Sie hatte ihre Kraft schon verloren und fiel vor mir zu Boden."
Rhade, den 19.07.1915: "Hier angekommen, stelle ich im Tornister fest, dass die "Quarzflasche" schon ganz ausgelaufen ist. Der Korken hat nicht gut drauf gesessen. Sämtliche Sachen sitzen voll, alles eine Kleberei."
21.07.1915: "Hiermit sende ich Dir die letzten Grüße aus Deutschland."
22.08.1915: "Liebe Frau! Habe hier Deinen Bruder Fritz getroffen. Der Brief, den wir zusammen geschrieben haben, geht gleichzeitig mit dieser Karte ab."
03.09.1915: "Wir haben in den beiden letzten Nächten immer 40 - 50 km gemacht. Wo es mit uns hingeht und wo wir eigentlich sind, ist mir nicht bekannt."
13.09.1915: "Wir sind im Ganzen so um die 300 km vorgekommen und es scheint, als wenn der Durchbruch geglückt ist. Jetzt haben wir die russische Garde vor uns, die hält noch etwas besser stand. Hoffentlich ist der Ring um Wilna bald fertig."
28.09.1915: "Wir haben ungeheure Märsche gemacht und die Russen immer zurückgeschlagen, bis jetzt am Sonntag, da haben wir feste "Senge" bekommen und mussten zurück. Unteroffizier Witte aus Groß-Reken, Peter Wessels aus Marl und was das Traurigste und für mich das Schlimmste ist, Dein Bruder Fritz ist seitdem verschwunden. Er ist entweder gesund oder verwundet in Gefangenschaft gekommen oder er ist tot. Drei Maschinengewehre sind den Russen in die Hände gefallen, auch das, wo Fritz bei war. Wir haben die Stellung da nun ganz aufgegeben und marschieren auf Dünaburg zu. Wenn unser Herrgott nicht bald Schluss macht, dann kommen wir aus Russland nicht wieder heraus."
11.10.1915: "Wir haben bisher 350 km "getippelt" und sind jetzt auf dem Wege nach Dünaburg. In der ersten Zeit hatten wir die Russen vor uns hergetrieben. Am 26.09. hatte unsere Artillerie keine Munition mehr und daher der Rückzug. Dabei ist Dein Bruder in die Hände der Russen geraten. Wenn die 78. Division vor Dünaburg zusammen ist, werden die großen Märsche wohl aufhören. Am schlimmsten war es nachts, nichts zu essen, morgens Stelllung bauen, dann schanzen und abends angreifen und dann wieder weiter marschieren. Was der Mensch aushalten kann, grenzt ans Unglaubliche. Ich empfehle mich dem Gebet aller Lieben daheim und verbleiben mit vielen Grüßen…"
+ 16.10.1915
Mai 1935 – Rektor August Heselhaus aus Ramsdorf schreibt (Originalschreiben s. u.): "Das Borkener Land vertrat ich im 5. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 255 während der ersten Monate nach der Bildung des Regimentes im November 1914 ganz allein. Als ich jedoch nach meiner Genesung – in der Winterschlacht in den Masuren waren mir Hände und Füße erfroren – im Juli 1915 wieder zur Truppe zurückkehrte, fand ich in der 1. Gruppe des 1. Zuges zwei Raesfelder vor: Robert Büsken und Josef Küpers, die im Frühjahr als Ersatz eingetroffen waren. Sie zeigten sich bald als liebe, prächtige Menschen. Obwohl älter als ich, fanden wir uns in frohen und schweren Stunden zu einem kameradschaftlichen Freundschaftsbund zusammen.
Njemen- und Wilnaschlacht mit den fast übermenschlichen Anstrengungen erfordernden Märschen und verlustreichen Gefechten lagen hinter uns, als das Regiment am 14. Oktober bei klarem, sonnigen Wetter aus der Gegend Kobilnick am Narocz-See nach Norden auf Dünaburg marschierte. Auf dem ganzen Marsche dröhnte von Norden immer stärker werdender Kanonendonner uns entgegen. Wunderbar haben die zahlreichen weißen Schrapnellwölkchen sich am Abendhimmel abgezeichnet, als wir uns dem Bahnhof von Tymont näherten. Uns entgegen kommende Verwundete berichteten von den stetigen Durchbruchsversuchen der Russen und den beiderseitigen großen Verlusten.
Noch in der Nacht zum 16.10. übernahm das II./255 die zusammengeschossene und noch immer unter schwerem Artilleriefeuer liegende Stellung des I./351, zwei km nördlich von Gateni. Es befand sich hier in einer außerordentlich schwierigen Lage. Am 13.10. hatte der Gegner bei einem Durchbruchsversuch den anschließenden Graben auf Bataillonsbreite genommen. Rechts lehnte das Bataillon mit unserer 5. Kompanie an I/33 an, das einen etwas zurückgelegten neuen Graben besetzt hatte. Besonders ungünstig wurde die Lage noch durch einen Flankierungsgraben, der zu der verloren gegangenen Stellung hinführte und durch eine etwa 20 m lange Kuppe mit dem noch gehaltenen Grabenteil in Verbindung stand. Und an dieser Stelle – vor uns 100 m und rechts neben uns 40 m entfernt der Gegner – standen wir, unterstützt von einem M.G.
In der Morgendämmerung stellten wir durch überraschenden Handgranatenangriff fest, dass der verloren gegangene Graben vom Feinde noch stark besetzt war, dass aber in der Kuppe nur eine Postierung saß. Den ganzen Tag über lag auf den vordersten Linien starkes Artilleriefeuer und Maschinengewehrfeuer, das sich stoßweise steigerte, um für kleine Infanterievorstöße Luft zu machen. Da unser Graben nur sehr niedrig war - Frost und schwerer Lehmboden erschwerten das Schanzen – und Unterstände vollkommen fehlten – nur in der Brustwehr waren Unterschlüpfe eingebaut – steigerten sich unsere Verluste sehr stark. Doch auch die Russen drangen mit ihren Angriffen nicht durch. Groß waren ihre Verluste.
Wenn ich mich noch recht erinnere, war es in den ersten Nachmittagsstunden, als Büsken verwundet wurde. Ich weiß noch recht gut, dass wir ihm beim Abtransport baldige Wiederherstellung und Rückkehr in die Heimat wünschten. Fast beneideten wir ihn, wo doch unsere Lage, besonders für die bevorstehende Nacht, als sehr bedrohlich zu bezeichnen war. Unsere Gruppe war auf vier Köpfe zusammengeschmolzen. Die M.G.-Besatzung zählte nur noch zwei Mann.
Ein früher Abend senkt sich über die Stellung hernieder. Nebel flattern unten durch den Grund. Der Gegner ist ruhiger geworden. Bereitet er einen neuen Vorstoß vor? Küpers und ich stehen auf dem Posten. Küpers beobachtete nach rechts den Flankierungsgraben, ich geradeaus ins Niemandsland. Gespannt liegen wir an der Brustwehr. Gelegentlich sendet der Feind M.G.-Streufeuer über uns hinweg. Zwischendurch finden wir Gelegenheit, unsere Beobachtungen auszutauschen und von dem zu sprechen, was uns bewegt. Küpers war in recht wehmütiger Stimmung. Er hatte Urlaub bewilligt bekommen und wartete, dass die Urlaubssperre aufgehoben würde. Immer wieder klang die Sehnsucht nach den Lieben daheim aus seinen Worten; geradezu begeistern konnte er sich bei dem Gedanken, wie schön es ein müsste, nach beendetem Feldzuge in der Heimat all die gemeinsamen Erlebnisse austauschen zu können.
Da! – Feuerüberfall! Köpfe weg! Und schon brodelt's über dem gesamten Abschnitt. Aus Löchern und Unterschlüpfen kriecht die Besatzung. Schon schallt's gellend durch den Abend: "Una, Una!" Hier und da tauchen erdgraue Gestalten aus dem weißen Nebel auf, an den Graben kommt aber keiner heran. Denn nun fegt auch der Geschosshagel unserer Artillerie in die Reihen der Angreifer. Nach einigen Minuten herrscht wieder Ruhe. Josef Küpers liegt todesstarr im Graben; ein kleines Loch in der Stirn zeigt den Weg, den die Todeskugel genommen hat. Ohne Abschied ist er von uns gegangen, still und bescheiden, so wie er als Soldat und Kamerad gewesen war.
Am gleichen Abend wurde ich durch Kopfsteckschuss verwundet, für fünf Monate trat ich vom Kriegsschauplatz ab."
Zu dem obigen Bild: Diese sieben Raesfelder rückten im Februar 1915 nach Lippe-Detmold in die Garnison ein.
unten v.l.: Robert Büsken, Johann Kösters, Karl Flück.
oben v.l.: Alois Nagel, Bernhard Harter, Josef Küpers und Josef Droste.
Auf dem Felde der Ehre gefallen sind:
Robert Büsken, Johann Kösters, Bernhard Harter, Josef Küpers und Josef Droste.
Robert Büsken, Johann Kösters, Bernhard Harter, Josef Küpers und Josef Droste.
Robert Büsken bleibt in Russland mit den Kameraden Flück, Harter und Küpers zusammen bei Dünaburg. Flück ist bei Mariampol verwundet worden und ausgeschieden. Die drei anderen erhalten in demselben Gefecht bei Dünaburg die tödliche Kugel.