Johann Gerhard Schwane - Gefallene des Ersten Weltkriegs aus Raesfeld

Heimatverein Raesfeld e. V.
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Johann Gerhard Schwane

Name:Schwane
Vorname(n):Johann Gerhard
geboren am:07.10.1891
in:Raesfeld
gestorben:26.10.1914
in:Festubert (Frankreich)
Gedenkstätte:Friedhof Raesfeld
Dienstgrad:Musketier
Beruf:
Fabrikarbeiter
Eltern:Johann Heinrich Schwane und Christine geb. Ehling
Johann Gerhard Schwane
Mitgemachte Gefechte: 05.08.1914 Barchon, 06.08.1914 Cheratte, 22.08.1914 l'Allur, 23.08.1914 Lobbes, 08.09.1914 Ioches, 01.10. bis 04.10.1914 Guingnicourt, 23.10. bis 26.10.1914 Festubert.

Der Hauptmann und Bataillonsführer Hermann teilt am 26.12.1914 aus dem Felde mit, dass der Musketier Gerhard Johann Schwane des 5. Westfälischen Infanterie-Regimentes Nr. 53, 3. Kompanie, geboren zu Raesfeld am 07.10.1891, Fabrikarbeiter, ledig, am 26.10.1914 im Gefecht bei Festubert um 08:00 Uhr morgens gefallen sei, nachdem er beim Vormarsch in Feindesland bei oben angeführtem Gefechte mitgemacht hatte bei "guter" Führung.

Soldatenbrief: "Eigene Angelegenheit des Empfängers."
Köln-Kalk, den 05.11.1913: "In dieser Woche haben wir schon Gewehrgriffe geübt. Es geht uns sonst noch ganz gut. Das Paket habe ich richtig erhalten. Ich habe es am Sonntagnachmittag bekommen. Schreibt mir mal, was Ihr alles in dem Paket geschickt habt. Es waren nämlich Butter, Äpfel und die Würste darin, sonst habe ich nichts gefunden. Ihr habt doch keinen Brief in das Paket getan, oder Geld in die Butter? Dann schreibt es mir, damit ich weiß, wo das Geld in der Butter sitzt. Wenn kein Geld in dem Paket gewesen ist, so ist es auch gut, nur, damit ich Bescheid weiß, was da in dem Paket gewesen ist. Damit ich weiß, wenn Ihr Geld schickt in Butter oder sonst, so schreibt einen Brief, damit ich weiß, wo ich das finden soll. Dieses Paket habe ich richtig erhalten, ich wollte nur noch gerne wissen, ob da Geld bei war in der Butter. Das andere Geld habe ich noch in dem "Rumpf eingenäht" sitzen."

Anton Wansing erzählt: "Bei Ausbruch des Krieges rückte das Regiment Nr. 53 nach Aachen und vereinigte sich dort mit den 25'ern. Bei Herbesthal wurde die Grenze überschritten. Auf der Straße nach Lüttich waren Bäume über den Weg gelegt. Vor Lüttich kamen wir zuerst ins Gefecht. Im Maschinengewehrfeuer der Forts hatten wir die ersten Verluste. Von dort weiter nach Lobbes – NamurReims in die Schlacht an der Marne hinein. Wir waren am nächsten bei Paris. Auf einem Straßenschild stand: "Paris – 37 km". Unser Hauptmann sagte: "In einigen Tagen kochen wir Paris ab." Da kam auf einmal der Rückzugsbefehl, allen Kameraden ganz unverständlich, weil wir uns nicht als zurückgeschlagen fühlten. Beim Rückzug drängten die Franzosen mächtig nach. Viel Verwundete gerieten in Gefangenschaft, wie wir sie nicht mehr mitnehmen konnten. Die Brücken wurden sofort gesprengt. Unsere Feldartillerie begleitete uns und deckte den Rückzug. In Guingnicourt wurden wir verladen nach Cambrai und marschierten von hier aus nach La Bassée. Dort hatten wir die ersten Gefechte mit den Engländern."

Anton Wansing schreibt am 03.12.1914: "Es war am 24. Oktober, als die erste und dritte Kompanie zusammen in den Graben kam. Da habe ich Johann aufgesucht, und wir haben uns noch allerhand erzählt. Als nun der Morgen des 26. Oktober heranbrach und auf einmal das Signal zum Stürmen kam, war es, als wenn es ihm schon ahnte. Als es los ging, haben wir uns beide die Hand gegeben, und er sagte: "Wenn ich falle, teile es meiner Mutter sofort mit und wenn einer von uns verwundet wird, muss der andere verbinden und helfen." Und so sind wir beide dann in Gottes Namen drauf los gestürmt. Und als wir nun durch die englische Drahthindernisse durch waren und dem Feind mit aufgepflanztem Bajonett entgegen sprangen, blieb Johann etwas zurück. Ich sprang zuerst in den englischen Graben hinein. Johann Schwane war nur etwas hinter mir und wollte auch in den Graben springen. Gerade, als er den Sprung machen will, trifft ihn eine Kugel in den Kopf, und er fiel tot vor meine Füße hin. Er hat noch soeben gestöhnt, das ist alles, was er an Lebenszeichen von sich gab. Mutter Schwane und Geschwister trösten sich in dem Gedanken, dass er eines tapferen Heldentodes gestorben ist."

Mündliche Erläuterungen (von Anton Wansing an Martin Drescher) am 26.04.1934: "Die Gefechte mit den Engländern waren sehr blutig, besonders im Nahkampf, da wir es mit englischen Berufssoldaten zu tun hatten, die einfach nicht "laufen" wollten. Es waren meine schlimmsten Nahkämpfe des gesamten Krieges. Der Schuss kam von dem englischen Reservegraben und traf Johann Schwane in den Kopf, wie er sich zum Sprung aufgerichtet hatte, während ich mich mehr in den Graben rollen ließ. Er fiel mir tot auf den Fuß. Ich war als erster im Graben und sah mich dort drei Engländern gegenüber, die an einer Schießscharte kauerten. Zwei von ihnen habe ich im Bajonettkampf getötet, der dritte war schon verwundet und wurde gefangen genommen.

Am Abend gingen wir wieder in unsere alte Stellung zurück, da wir diesen Graben wegen der Verluste nicht halten konnten."
Johann Gerhard Schwane
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