Bernhard Heinrich Grotendorst
Name: | Grotendorst |
Vorname(n): | Bernhard Heinrich |
geboren am: | 25.05.1894 |
in: | Raesfeld |
gestorben: | 27.05.1915 |
bei: | Mariampol - Augustow (Polen) |
Gedenkstätte: | Friedhof Raesfeld |
Dienstgrad: | Musketier |
Beruf: | Maurer |
Eltern: | Heinrich Grotendorst und Anna geb. Baumeister |
Familie: | ledig, Brudes des Johann Grotendorst |
Personalien: Musketier Bernhard Grotendorst, 8. Kompanie des Infanterie-Regimentes Nr. 174, katholisch, Maurer, geboren zu Raesfeld am 25.05.1894, ledig.
Feldpost:
Bitsch, den 06.12.1914: "Ich liege in meiner Baracke mit 36 Mann in einer Stube, alles steht voll Betten und Spinden. Mit zwei Mann haben wir ein Spind. Die Betten stehen alle doppelt aufeinander. Die ganze 3. Kompanie ist aus Westfalen, ungefähr 30 Mann aus Borken. Heute habe ich mich fotografieren lassen. Wenn das Bild noch so einigermaßen ist, werde ich einige schicken, denn ob ich noch einmal nach dort komme, wer weiß."
13.12.1914: "Vorige Woche haben wir uns schon einen Angriff angesehen. Die Maschinengewehre knatterten und die Granaten sausten, dass die Erde bebte. Abends wurden Leuchtkugeln hochgeschossen. In den Büschen war alles mit Draht durchzogen. Alles war aber nur markiert."
Weihnachten 1914: "In der Kantine war alles schön geschmückt. Die Geschenke lagen überall auf den Tischen verteilt. Da haben wir feste gesungen. Zum Schluss gab uns der Feldwebel die schönste Bescherung, er sagte: am 1. oder 15. Januar rückt die 3. Kompanie ins Feld."
01.01.1915: Gestern haben wir unser "Totenkleid" empfangen, nämlich einen ganz neuen feldgrauen Anzug mit Helm und Schnürschuhen. Heute hat ein Zug schon Patronentaschen erhalten. Unsere Division soll in Ostpreußen liegen."
21.02.1915: "Wie uns der Feldwebel sagt, sollen wir in dieser Woche ins Feld rücken, und zwar am Donnerstag. Wenn es nur wahr ist. Man sehnt sich wirklich danach, weil man doch weiß, wofür man da ist. Ich bin heute zu den Sakramenten gewesen, deshalb nur zu."
01.03.1915: "Das Frühstück vom "Roten Kreuz" haben wir gerade verzehrt und schon geht es wieder ganz gemütlich weiter. Wir sind gefahren über Worms, Fulda, Erfurt, Halle, Bentschen, von wo wir jetzt weiterfahren. Hier liegt viel Schnee. Ich habe von allem genug mitgekriegt und erfreue mich der besten Gesundheit. Jetzt gerade sind wir in Eichenhorst, der Zug läuft ruhig weiter."
Goldap, den 05.03.1915 – 11:00 Uhr: "Hier in Goldap liegen wir jetzt schon von 06:00 Uhr an. Wir können nur auf einem Gleis fahren, weil die anderen zerstört sind. Die Stadt ist vollständig zertrümmert, auch der Bahnhof. Es sind nur ganz wenige Leute in der Stadt. Die Russen hatten schon landwirtschaftliche Maschinen zur Bahn gebracht, sie konnten dieselben aber nicht mehr abtransportieren."
Aus dem Tagebuch:
28.04.1915: "Viermal versuchten die Russen den Angriff, missglückte ihnen aber immer, dreimal auf Patrouille, einmal Patrouillenführer. Am 02.05. abgelöst. In der 2. Stellung neu eingekleidet, dann wieder in vorderster Stellung. Drei Tage im Graben. Ein Toter. In dicker Luft zum 3. Bataillon. Zwei bis drei Angriffe der Russen mit Minen, Hand- und Gewehrgranaten abgehalten. Ein Toter und zwei Verwundete. Nach fünf Tagen abgelöst. Vom 16. bis 17. Mai im Wald geschlafen. Morgens zur Deckung der Artillerie in einem schönen großen Wald. Am 18. abends abgelöst. Wieder in vorderster Stellung, nach sieben Tagen wieder zurück. Am 23. – Pfingstabend – feindlicher Angriff durchgesagt. Pfingstmontag erhalten wir Nachricht von der Mobilmachung Italiens, von den Russen mit lautem Hurra begrüßt.
+ 27.05.1915
Gefreiter Loskant der 8. Kompanie schreibt:
"An dem Tage, an welchem Bernhard gefallen ist, bekommen wir starkes Flankenfeuer, und so bekam er, als er zu seinen Kameraden ging, um sich eine Pfeife Tabak zu holen, den Schuss. Dieser ging ihm durch den Rücken ins Herz und blieb in der Brust stecken. Es war ein Zufallstreffer. Schmerzen hat er nicht viel gehabt, auch hat er nicht viel geblutet, da solche Schüsse sich stets nach innen verbluten. Nur an der Einschusswunde war ein wenig Blut. Wir hatten an dem Tage noch Spaß zusammen gemacht und niemand hatte an so etwas gedacht. Als er getroffen war, hatte er wohl den Tod gefühlt, denn er sagte immer: "nimm mich mit". Wenige Minuten später ist dann der Tod durch den Graben gegangen und hat ihn mitgenommen.
Paschen: Bernhard Grotendorst schreibt am 02.05.1915:
... in Kalvaria sah ich plötzlich ein bekanntes Gesicht auf der Straße stehen, aber ich wußte nicht, ob es auch richtig sei. Als ich nun mit ihm anfing zu reden, merkte er an mir auch etwas Bekanntes u. so verstanden wir uns gleich. Es war nämlich H. Paschen (Sniderken - Schneiderlein), der 2., der immer die letzten Jahre aus dem Hause war. 2 bis 3 mal sind wir dann noch zusammen gewesen u. haben uns dann nicht mehr gesehen. Er hatte noch eine Ansichtskarte von Tückings Haus bei sich und da sah ich im weiten Rußland noch Verwandte.
Gefechte und Einsätze der 31. Infanterie-Division (Westfront)
- 31.07.-08.08.1914 Grenzschutz gegen Frankreich (Teile)
- 08.08.-19.08.1914 Gefechte in Lothringen
- 11.08.1914 Lagarde
- 18.08.-19.08.1914 Lauterfingen-Mittersheim
- 20.08.-22.08.1914 Schlacht in Lothringen
- 22.08.-12.09.1914 Schlacht von Nancy-Epinal
- 23.09.-06.10.1914 Schlacht an der Somme
- 07.10.1914-25.01.1915 Stellungskämpfe an der Somme
- 25.01.-02.02.1915 Transport nach dem Osten
31. Infanterie-Division (Ostfront)
- 04.02.-22.02.1915 Winterschlacht in Masuren (Schlacht bei Lyck)
- 23.02.-06.03.1915 Gefechte am Bobr
- 09.03.-12.03.1915 Gefechte bei Sejny
- 25.03.-30.03.1915 Gefechte bei Krasnopol und Krasne
- 31.03.-20.07.1915 Stellungskämpfe bei Mariampole