Fritz Höting - Gefallene des Ersten Weltkriegs aus Raesfeld

Heimatverein Raesfeld e. V.
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Fritz Höting

Fritz Höting
Name:Höting
Vorname(n):Fritz
geboren am:23.12.1882
in:Raesfeld
gestorben:19.10.1917
in:Chavignon (Frankreich)
Gedenkstätte:Friedhof Raesfeld
Dienstgrad:Landsturmmann
Beruf:
Weber
Eltern:Fritz Höting und
Maria geb. Kämling
Familie:verheiratet mit
Anna geb. Warning,
3 Kinder
Amtlich wurde mitgeteilt: Königlich Preußisches Infanterie-Regiment 2. Westfälisches Nr. 15, 9. Kompanie: Landsturmmann Fritz Höting, katholisch, geboren zu Raesfeld am 23.12.1882, Weber, wohnhaft Raesfeld, Nr. 112, verheiratet mit Anna, geb. Warning, drei Kinder – ist am 19.10.1917 nachmittags um 02:00 Uhr in den Stellungskämpfen am Chemin des Dames, Abschnitt Chavignon gefallen (verschüttet).

Feldpost:

Kevelaer, den 04.03.1915: "Heute habe ich eine Uniform bekommen. Vielleicht bekommen wir in den nächsten Tagen auch unser Gewehr."

23.05.1915: "Wenn Ihr diese Zeilen erhaltet, bin ich nicht mehr auf deutschem Boden. So lebt dann wohl, Ihr, alle meine Lieben, muntert Euch auf; denn Ihr habt ja noch die Kinder."

Frankreich, den 08.06.1915: "Wir liegen jetzt in einem großen Dorfe in Ruhe und können mal wieder richtig schlafen. Im Schützengraben mussten wir immer auf der kalten Erde liegen mit dem Tornister als Kopfkissen. Da tun einem die Knochen weh, wenn man aufsteht. Da war immer dicke Luft. Was die Engländer am Tage kaputt geschossen hatten, mussten wir in der Nacht wieder machen."

08.08.1915: "Im Schützengraben fangen wir morgens um ½ 04:00 Uhr an. Dann wird zwei Stunden gearbeitet und zwei Stunden Ruhe bis abends um 10:00 Uhr. Dann muss man das Mittagessen holen. Dann wird es immer 12:00 Uhr. Wenn man dann mal schlafen will, kommen die dicken Brocken herüber. Vor einigen Tagen wollten wir uns gerade zur Ruhe legen im Unterstand, da schlug eine dicke Granate hinter unserem Unterstand ein und da fiel unsere Wohnung ein. Um ein Haar, wir wären alle verschüttet worden."

16.12.1915: "Wir liegen mit 25 Mann in einer Schule als Leichtverwundete. Ich habe aber nicht viele Schmerzen mehr und darf schon den ganzen Tag aufbleiben. Als ich die Fotografie mit all den lieben Gesichtern sah, liefen mir die Tränen nur so über die Backen, ich konnte nichts daran machen."

16.01.1916: "Ich habe Urlaub eingereicht, weil ich zuhause Zuwachs bekommen habe und ich meinen kleinen Sohn doch mal sehen möchte."

11.03.1916: "Euer liebes Paketchen hat mich sehr gefreut, aber die teure Butter behaltet doch lieber für Euch, das verlange ich doch nicht. Wenn ich nur etwas zu essen habe, bin ich schon zufrieden."

Nach dem Schreiben vom 30.03.1916 kamen die Westfälischen Regimenter nach Belgien in Ruhe. "Dienst, wie in Friedenszeiten. Hier hat der Krieg noch keinen Schaden angerichtet. Wo wir später wohl hinkommen werden?" (Aus dieser Zeit stammt die Fotografie unten – sechs Raesfelder hatten sich getroffen.)

14.05.1916: "Unter einem Strauch, wo wir antreten müssen, habe ich ein Hühnernest entdeckt. Es waren drei Eier darin. Am anderen Tag schaute ich mal wieder nach, da war wieder eins drin. Bis jetzt habe ich sieben Stück weggeholt. Es soll mich mal wundern, wie lange das noch anhält."

11.06.1916: "Wir sind einen Tag mit der Bahn gefahren und liegen jetzt 40 km vor der Front auf einem Heuboden. Es geht nach Verdun, da ist noch sicher allerhand Arbeit für uns."
06.07.1916: "Heute kamen wir elend und müde aus der Stellung. Es waren schwere Tage vor Verdun. Am schlimmsten ist das Artilleriefeuer. Wenn die Trommelfeuer anhalten, kann man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen. Es ist mehr ein donnerähnliches Getöse. Man sollte meinen, da käme keiner mehr lebend weg."

07.08.1916: "Ihr werdet vielleicht schon etwas unruhig geworden sein. Leben tue ich noch, aber ich bin im Lazarett. Am 4. abends wurde ich von einer Granate verwundet und zwar am rechten Oberschenkel. Im Bein saß noch ein Splitter, der ist gestern herausgeholt worden. Es ist alles gut. Es geht jetzt nach Frankfurt."

07.01.1917: "Bin glücklich wieder in Frankreich angekommen."

24.06.1917: "Augenblicklich sitze ich hier in der Sonne und lasse die Granaten über meinem Kopf wegsausen. Ein angenehmes Gefühl, was? Habe mal wieder einen guten Schutzengel gehabt, ein schweres Stück sauste an meinem Arm herunter, zerriss aber nur die Ärmel."

05.07.1917: "Als ich den letzten Brief schrieb, wurden wir abends alarmiert und mit dem Auto in Stellung gebracht. Dann mussten wir stürmen. Der Sturm ist aber nicht gelungen, wir mussten zurück. Das war ein Laufen auf Leben und Tod. Unser Regiment hat schon 500 Mann Verluste. Jetzt sind wir herausgezogen worden."

08.08.1917: "Wie ich sehe, wart Ihr um mich in großer Sorge, ich bin aber noch soeben mit heiler Haut davongekommen. Morgen geht es wieder weiter. Man wandert schon was in der Welt herum. Ich glaube, man hat überhaupt keine Heimat mehr."

11.08.1917: "Zwischen uns und den Franzosen ist ein großer Sumpf. Wir können nicht hinüber. Er kann nicht herüber. Die schönste Sommerfrische."

25.08.1917: "Erhielt das Eiserne Kreuz."

15.09.1917: "Nach meinem Urlaub habe ich immer noch etwas Heimweh. Der Unterschied ist doch zu groß."

30.09.1917: "Wir liegen jetzt ½ Stunde vor Laon zur Reserve in Ruhe, denn hier vermuten wir einen französischen Angriff. Jetzt ist aber noch alles ruhig."

10.10.1917: "Gestern Abend  waren wir in Laon im Kino. Morgen geht es wieder weg und übermorgen sind wir wieder in Stellung. Dann geht das alte Leben wieder los."

+ 19.10.1917

"Verehrte Frau Höting!
Hiermit erfülle ich meine schwerste und traurigste Pflicht als Kompanie-Führer, Sie von dem Heldentode Ihres Mannes zu benachrichtigen. Er fiel in den letzten schweren Kämpfen an der Aisne durch Einschlag einer Mine in unseren Unterstand mit sieben anderen Kameraden. Nur zwei Mann und ich selber wurden noch lebend geborgen. Ein schwerer Schlag hat die Kompanie getroffen. Sie betrauert in Ihrem Mann mal wieder einen der Besten, der sich durch seine Pflichterfüllung und sein ruhiges, gleichmäßiges Wesen in der Kompanie Achtung erworben hatte. Umso schmerzlicher ist es uns allen, da so wir ihm nicht mehr die letzte Ehre erweisen konnten, da seine irdischen Reste in Feindesland gefallen sind.
Mit aufrichtiger Teilnahme"
- gez. Füld – Leutnant und Kompanie-Führer
Fritz Höting, unten rechts
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