Josef Johann Süthold - Gefallene des Ersten Weltkriegs aus Raesfeld

Heimatverein Raesfeld e. V.
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Josef Johann Süthold

Name:Süthold
Vorname(n):Josef Johann
geboren am:11.01.1892
in:Raesfeld
gestorben:24.07.1915
in:Ubrodowice (Polen)
Gedenkstätte:Friedhof Raesfeld
Dienstgrad:Musketier
Beruf:
Schuhmachergeselle
Eltern:
Bernard Süthold
und Christina geb. Schulte-Terhart
Brüder:Alois, Hermann und Wilhelm Süthold
Josef Süthold
Im Felde, den 30. Juli 1915
Der Feldwebel Lange der 7. Kompanie des Infanterie-Regimentes Nr. 43, I. Division, teilt mit, dass der Musketier Josef Johann Süthold am 24.07.1915 in heißem Kampfe in der Nähe des Dorfes Ubrodowice gefallen sei. Wertsachen wurden bei ihm nicht vorgefunden. Er liegt in der Nähe des Dorfes im Einzelgrab beerdigt, welches ein Holzkreuz mit Aufschrift trägt.

Personalien: Josef Süthold, geboren am 10.01.1892 in Raesfeld, ledig, Schuhmachergeselle, zuletzt wohnhaft in Solingen, katholisches Gesellenhaus.

Feldpost:

Am 01. August 1914 aus Pillau bei Königsberg: "Hier bei den Seeratten geht es mir sehr gut, wenngleich unsere Lage mit den Russen augenblicklich nicht so besonders erfreulich ist."

09.08.1914: "Schreibt mir doch bitte eine Karte, wo die Brüder alle sind. Wer weiß, ob wir uns wiedersehen?"

Russland, den 23.09.1914: "Nachdem wir uns acht Tage in der russischen Wüste herumgetrieben haben, wo es nur große Steine und nicht mal gutes Wasser gibt, liegen wir jetzt schon zwei Tage in der Kaserne einer großen russischen Festung. Viel schreiben kann ich nicht, weil wir nicht immer Papier haben, und dann sind wir noch immer so müde von dem Marschieren. Die Wege sind schlecht, immer bergauf und -ab, kein Haus und kein bebautes Land, immer nur Steinhaufen und Lehm. Ich war auch einen Tag in Goldap, da sah es nicht schön aus. Viele ost- und westpreußische Städte sind abgebrannt. Dafür haben wir die Russen, die in unser Vaterland eingedrungen waren, vernichtet und gefangen genommen. Wenn meine Kameraden so rechts und links von mir ihr Leben lassen mussten, dann dachte ich oft, jetzt ist auch deine letzte Stunde gekommen. Heute Abend geht es wieder fort." (Anmerkung: 23.08. – 31.08. Tannenberg, 05.09. – 19.09. Masurische Seen.)

13.10.1914: "Wir haben fünf Tage auf freiem Feld in Schützengräben gelegen. Es regnete immer."

03.11.1914: "Vierzehn Tage haben wir in heftigem Feuer gelegen. Jetzt bin ich verwundet. Nach eintägiger Bahnfahrt bin ich auf dem Bahnhof in Graudenz angekommen. Es ist schon die zweite Verwundung. Zuerst wurde ich am Kopf gestreift, dann bekam ich einen Granatsplitter in den Fuß."

Lazarett Belgard (Pommern) 10.11.1914:

"Hier im Lazarett haben wir es gut. Mein Fuß wird bald wieder besser. Am Stock kann ich schon gehen. Wie ich noch immer mit heiler Haut durchgekommen bin, weiß ich selbst nicht. Die Tage 26., 27. und 28. Oktober werde ich nie vergessen. Unsere Kompanie hatte da 100 Mann verloren. Mein Gewehr wurde mir in der Hand von einer Granate entzweigeschlagen. Viele Kameraden hatten einen leichten Tod. Acht Tage hatte ich schon nicht mehr geschlafen. Am 28. Oktober lag ich den ganzen Tag von morgens 08:00 Uhr bis es dunkel wurde in einer Wiese auf einer Stelle, ohne mich zu bewegen, als wenn ich tot wäre. Die Kugeln sausten nur so um mich herum, so dass ich jeden Augenblick eine erwartete. Die Kameraden neben mir waren fast alle tot oder verwundet. Die Kugeln schlugen so nah bei mir ein, dass der Dreck mir in die Augen flog. Als es dunkel wurde, konnte ich mich erheben. Da lagen aber meine Kameraden reihenweise, so dass es einem grauste. In der Nacht, als die Russen immer noch schossen, haben wir uns Deckungen ausgehoben."

Anmerkung: "Heute hat der Feldwebel nach Königsberg um neue Stiefel für mich geschrieben, meine haben sie in Russland zerschnitten."

16.11.1914: "Heute kamen hier 90 Verwundete an, da werden wir wohl bald wieder Platz machen müssen."

06.12.1914: "Morgen werde ich aus dem Lazarett entlassen und komme wieder nach Königsberg zum Ersatz-Bataillon. Mein Fuß ist schon ziemlich heil. Unser Regiment steht jetzt vor der Festung Warschau. Dahin soll sich der Russe zurückgezogen haben. Weil ich schon fort muss, habe ich heute Morgen den Weihnachtsbaum angezündet und Lieder gesungen."

26.03.1915: "Bruder Wilhelm schrieb mir aus Altona. Er meint, dass er auch bald ins Feld müsse. Meine aktiven Kameraden aus Pillau, von denen man sonst immer noch so einzelne getroffen hatte, scheinen jetzt ganz alle geworden zu sein."

Juli-August 1915 wurde dann in "heißen Kämpfen" die russische Front vor Warschau aufgerollt. Ohne die Heimat wiedergesehen zu haben (nach der er sich so sehr sehnte), fand Josef Süthold schon vier Monate später in den weiten Gefilden der Ostfront sein heute wahrscheinlich längst verwehtes "Einzelgrab".
Josef Süthold
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