Alois Fasselt - Gefallene des Ersten Weltkriegs aus Raesfeld

Heimatverein Raesfeld e. V.
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Alois Fasselt

Name:Fasselt
Vorname(n):Alois
geboren am:21.06.1879
in:Raesfeld
gestorben:04.07.1915
in:Kriegslazarett Vouziers (Frankreich) lt. Totenzettel
Dienstgrad:Unteroffizier
Einheit:Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 28
Familie:verh. mit
Christine geb. Thesing,
sechs Kinder
Eltern:Bernard Fasselt-Welchering und
Christina geb. Welchering
Alois Fasselt
Der Unteroffizier im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 28, Alois Fasselt, ist am 04.07.1915 im Kriegslazarett zu Vouziers an den Folgen einer am 01. April in der Champagne erlittenen schweren Verwundung verschieden.
 
Personalien: Alois Fasselt, geboren am 21.06.1879 zu Raesfeld, Landwirt, aktiv gedient 1899 - 1901, wohnhaft in Borkenwirthe, verheiratet am 17.05.1905 mit Christine, geb. Thesing, sechs Kinder.
 
Aus dem Tagebuch des Verstorbenen: "Am Mittwoch, dem 16.09.1914 abends um 10:00 Uhr aus Coesfeld ausgerückt. Fahrt über Dorsten-Oberhausen-Aachen nach Lüttich. Am 20.09. in Löwen. 27.09. morgens 03:00 Uhr Abmarsch von Diest über Paal. Hier wurde geschossen, besonders aus der Kirche. Die Artillerie gab drei Schüsse ab. Großes Loch unter dem Glockenturm. Dann ging es nach Beringen. Hier waren Patrouillen morgens beschossen worden. Die 28'er, die vor uns waren, vertrieben den Feind. Ich sah einen toten Belgier."
 
Nach den folgenden Eintragungen ist Alois Fasselt im Winter bei der Bagage gewesen und hat dauernd Fahrten gemacht nach Löwen und besonders nach Brüssel.
 
26.01.1915: "Es geht das Gerücht, dass die Felddienstfähigen herauskommen."
 
28.01.1915: "Heute wurden alle verlesen, die herauskommen. Ich war auch dabei. Ein eigenartiges Gefühl beschleicht mich jetzt. Abends um ½ 06:00 Uhr gehe ich wie gewöhnlich zur Andacht. Als ich nachher allein über die Straße gehe, jagen mir allerhand Gedanken durch den Kopf. Ich denke an meine gute Frau und an meine lieben Kinder, die mich am Sonntag, wo ich zum letzten Mal von Coesfeld aus nach Hause war, beim Weggang noch bis an's "Kämpchen" begleiteten. Die kleine Maria hinkte so mit. Das Kind tut mir so unendlich leid. Anton weinte. Ich denke an die ungewisse Zukunft und an noch vielleicht langes Getrenntsein von meinen Lieben. Die Gedanken wirken so auf mich ein, dass ich unwillkürlich anfange zu weinen, und ich lasse für kurze Zeit meinen Tränen freien Lauf. Dann aber sagte ich mir mit Energie: "Jetzt wieder den Kopf hoch, vertraue auf Gott und lass ihn walten."
 
29.01.1915: "Heute Abend beschleicht mich wieder dieses Gefühl und dieses Weh, weniger um mich, als um meine Lieben. Ich darf meinen Gedanken nicht nachgehen. In der Kaserne bei den Kameraden zerstreue ich mich wieder."
 
31.01.1915: "Abrücken der Kompanie nach Beverloo zur Ausbildung."

28.02.1915: "Wir fahren die ganze Nacht durch über Lüttich auf Sedan zu."
02.03.1915: "Heute Nachmittag rücken wir weiter auf das Schlachtfeld zu. In einem tiefen Tal kommen wir zu den 28'ern."

03.03.1915: "Morgens geht es los auf den Feind. An einem Abhang bleiben wir den ganzen Tag liegen. Starker Kanonendonner. Nachmittags platzten "Schrappnells" über unseren Köpfen. Verwundete kommen."

06.03.1915: "Heute den ganzen Tag im Feuer."

20.03.1915: "Beförderung zum Unteroffizier."

01.04.1915: "Wir rücken wieder nach der Riponhöhe in Stellung. Abends wurde ich am Oberschenkel durch eine Handgranate verwundet. Nachdem ich notdürftig verbunden, schlage ich mich, gestützt von einem Kameraden, mit großer Mühe durch den Graben zum Sanitätsunterstand. Neu verbunden fahre ich mit dem Sanitätswagen nach Ripon."

02.04.1915: "Hier vom Arzt verbunden."

03.04.1915: "Heute wurde ich mit Röntgenstrahlen durchleuchtet. Ein Splitter sitzt noch im Knochen, wird aber nicht herausgeholt."

11.04.1915: "Ich werde alle zwei Tage verbunden. Ich spüre schon einige Besserung."

Hier schließt das Tagebuch ab.

Bernhard Nießing schreibt am 23.06.1915: "Gestern habe ich Alois besucht. Den Splitter haben sie ihm herausgeholt und auch vom Knochen etwas abgenommen. Er hat stark abgenommen, das kann auch nicht anders sein, weil er immer Fieber hat. Sonst war er guter Dinge. Gestern stand das Fieber wieder auf 38,9. Hoffentlich kommt er bald wieder zur Heimat."

Am 04. Juli 1915 nahm ihn Gott zu sich in die ewige Heimat.

Der Lazarettgeistliche -  Vouziers, den 17.11.1915: "Das eine darf man ruhig sagen: Ihr treuer Mann hat gelitten und ist gestorben, wie einer, der längst sich ganz dem lieben Gott geschenkt hatte, wie ein Heiliger. Meinen Mitbruder habe ich oft darauf aufmerksam gemacht, wie geduldig und gottergeben er war, wie er niemals klagte. Der einzige Wunsch, den der auf alle Fragen äußerte, war: Sagen Sie meiner Frau, sie möge die Kinder gut erziehen."

"Der Du von dem Himmel bist, alles Leid und Schmerzen stillst, den, der doppelt elend ist, doppelt mit Erquickung füllst."


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